Wie finde ich den richtigen Tierarzt ?
Bemerkung vom Autor: Wenn im Folgenden von Tierärzten die Rede ist, so können das natürlich auch Tierärztinnen sein! Wenn im Folgenden von Tierarzthelferinnen die Rede ist, so können das natürlich auch Männer sein! Das alte Rollenspiel ist ja sowieso längst überholt: Die allermeisten neueröffneten Tierarztpraxen werden übrigens von Tierärztinnen geleitet - der Tierarzthelfer allerdings ist immer noch eine Rarität.
Die Unsicherheit
Mit den Tierärzten ist es wie mit den Menschenärzten auch. Wenn Sie zum erstenmal hingehen, wissen Sie eigentlich nicht genau, was Sie erwartet. Außerdem haben es Ärzte wie keine zweite Berufsgruppe so an sich, daß sie die Qualität ihrer Leistung nicht im Vordergrund präsentieren: Es ist gar nicht so leicht, herauszubekommen, ob Sie einen Guten oder einen Schlechten erwischt haben. Um auch gleich einmal mit einem weit verbreiteten Irrtum aufzuräumen: Die niedergelassenen Tierärzte in Deutschland haben weder in der Ausbildung noch in der Ausstattung und Arbeitsweise einen einheitlichen Qualitätsstandard. Es sind im wahrsten Sinne des Wortes Freiberufler. Während Sie in der einen Praxis ein hohes Ausbildungsniveau mit Spezialisierung auf internationaler Ebene und einen nahezu humanmedizinischen Standard geboten bekommen (teilweise auch deutlich darüber hinaus), haben Sie es in der nächsten Praxis um die Ecke möglicherweise mit einem Praktiker zu tun, der sein "Handwerk" in Bulgarien gelernt hat und demzufolge im Studium von Hund und Katze so gut wie nichts gelernt hat. Viele Tierärzte lernen auch während ihrer Assistenzzeit das Pfuschen und benutzen danach Spritzen gleich mehrmals, kombinieren inkompatible Impfstoffe, sparen sich die (teuren) sterilen Handschuhe und schrauben Ihrem Tier gebrauchte Implantate ein, nähen mit unsterilen Fäden und tragen dabei keinen Mundschutz.
Die meisten Tierärzte gewinnen neue Kunden durch Mundpropaganda: Hundebesitzer tauschen ihre Erfahrungen beim gemeinsamen Spaziergang aus, Katzenbesitzer fragen ihre Nachbarn um Rat. Und gleich hier wird es aber auch schon heikel: Erfreulich für den Berufsstand: die meisten Tierbesitzer sind mit ihrem Tierarzt zufrieden: von fünf verschiedenen Hundehaltern werden Sie vermutlich auch zu fünf verschiedenen Tierärzten geschickt. Fragen Sie auch nicht, ob der betreffende Tierarzt nett ist! Nett sind sie alle! Wer den ganzen Tag seinem Hobby nachgehen kann und mit putzigen Kreaturen zu tun hat, der ist nett. Garantiert! Auch das ist kein Unterscheidungsmerkmal. Fragen Sie doch gleich mal praktischer: sind die Helferinnen nett? Kann ich bequem parken? Sind die Sprechzeiten so gestaltet, daß ich auch neben Beruf und Kinderbetreuung noch ausreichend Zeit für einen Besuch habe? Und vor allem: Funktioniert das Terminsystem? Während Sie im Wartezimmer sich noch nett mit den anderen Tierbesitzern unterhalten können und dabei einen Kaffee trinken, muß Ihr Kätzchen in einer engen Box hocken und sich fürchten. Faustregel: je größer das Wartezimmer, umso länger die Wartezeiten, denn: keiner baut ein Wartezimmer, das er gar nicht braucht.
Und schauen Sie ins Internet: Machen Sie sich schlau über die Praxis und ihre Qualitätsansprüche. Werden die oben beschriebenen Mißstände konkret aufgegriffen oder diskret verschwiegen? Noch einmal: ein einheitliches Qualitätsniveau gibt es in Deutschland nicht!
Das wirklich Wichtige
Für mich als Tierarzt, der ich die Problematik ja gewissermaßen von links herum betrachte, stellt sich die Situation so dar: Zunächst einmal brauchen Sie einen Tierarzt für die Alltagssorgen und „das übliche“. Das wichtigste daran ist, daß Sie ihn bequem erreichen können, z.B. auch, wenn Ihr Hund mal in eine Scherbe getreten ist. Das machen Hunde aber selten von 15.00 bis 17.00 Uhr, sondern grundsätzlich dann, wenn Ihr Mann gerade mit dem Auto die Kinder vom Schwimmunterricht abholt. Nähe zum Tierarzt ist für mich das wichtigste Argument. Außerdem erleichtert es oftmals die Diagnose und auch den Umgang miteinander, wenn der Tierarzt die Örtlichkeiten kennt. Sie können heutzutage von einer modernen Tierarztpraxis erwarten, daß Ihr Tierarzt sich ein intensives Spezialwissen über Hunde, Katzen und Kleintiere angeeignet hat und auch vermeintlich exotische Fragen (was muß ich beachten, wenn ich mein Kaninchen mit nach Griechenland nehmen will?, mein Hamster beknabbert sein Rad!, meine Katze pinkelt über den Rand vom Katzenklo!, u.s.w.) beantworten kann. Andererseits müssen Sie in Kauf nehmen, daß er von Rindviechern beispielsweise nur das Grundwissen parat hat. Was soll´s! Haben Sie etwa Rinder?
Sie können auch erwarten, daß Ihr Tierarzt darüber hinaus seine Grenzen kennt und Sie in wirklichen Spezialangelegenheiten an die entsprechenden Kollegen überweist. Im Kölner Raum sind wir gut genug mit Spezialisten „bestückt“. Ein Zahnspezialist ist dabei ein Fachtierarzt mit der Zusatzausbildung Zahnheilkunde und nicht etwa einer, der samstags morgens mit seinem Zahnarzt golft. Je mehr Spezialist ein Tierarzt von allem Möglichen sein will, umso kritischer sollten Sie das sehen: Steht die Spezialisierung auch vorne vor der Praxis auf dem Schild? Denn nur Tierärzte, die vor ihrer Kammer eine Prüfung nach ihrer (oft mehrjährigen) Spezialisierung abgelegt haben, dürfen diesen Titel dann auch "im Schilde" führen. Der Kniespezialist, von dem Ihnen Ihr Nachbar erzählt, hat dagegen eventuell nur ein paar Vortäge zum Thema gehört und dafür ein Wochenende in Baden-Baden "geopfert".
Vertrauen ist gut ...
Der zweite wichtige Punkt - wieder aus meiner umgekehrten Sichtweise -
ist eine vollständige Karteikarte. Kaum eine Krankheit lässt sich
richtig einordnen, wenn man die Vorgeschichte nicht kennt: Eine
lückenlose Kartei ist da das allerwichtigste. Tierbesitzer, die dazu
neigen, je nach Fall ihren Tierarzt nach dem Leumund zu wählen, nehmen
dabei enorme Nachteile in Kauf. Ein Tierarzt, der Sie lange genug kennt,
sieht Ihrem Tier vieles schon an der Nasenspitze an. Für den Rest hat
er dann noch seine Kartei. Wie also finden Sie einen solchen Tierarzt?
Ich kann Sie nur ermutigen, ihm auf die Finger zu schauen. Nur das, was
Sie selbst beurteilen können, schafft auch Vertrauen. Und Vertrauen ist
der Anfang von Allem. Macht er sich Aufzeichnungen für seine Kartei?,
weiß er noch, was beim letzten Mal los war?, kann er Ihnen den Zustand
und die zu treffenden Maßnahmen so erläutern, daß Sie es auch verstanden
haben? Kann er Ihnen z.B. ein Röntgenbild so erklären, daß Sie nachher
mehr sehen, als schwarz und weiß? Kann er Sie schließlich zur Mitarbeit
motivieren, z.B. indem er Ihnen mehr abverlangt, als Sie sich eigentlich
vorgestellt hatten: 5 Bestrahlungen (das heißt auch: 5 x wiederkommen!)
statt der schmerzstillenden Spritze, die Sie erwartet hatten, oder eine
zusätzliche Blutuntersuchung vor der Narkose, obwohl Sie dachten, das
sei eigentlich nicht nötig? Sehen Sie: dieser Tierarzt hat bereits Ihr
Vertrauen gewonnen, weil er Sie nicht im Unklaren lässt, Ihnen die
Situation erklärt hat in Sätzen, die Sie verstanden haben, weil er
Verständnis hat für Ihr Tier und weil er Ihnen den besten Weg zeigt, wie
Ihr Tier wieder gesund wird. Zu einer erfolgversprechenden Therapie
gehört auch, daß sich Ihr Tierarzt nicht nur für die Krankheit, sondern
auch für die Gesundheit Ihres Tieres interessiert. Wundern Sie sich
nicht, wenn er Sie zu einer Kontrolluntersuchung wiederbestellt, wundern
Sie sich lieber, wenn er es nicht tut! Wundern Sie sich auch nicht,
wenn er auf regelmäßige Checkups besteht, um bei Ihrem älteren Tier eine
Früherkennung möglicher Leiden zu ermöglichen. Genau dies erwarten Sie
persönlich ja auch von Ihrem Hausarzt.
Mit Einfühlungsvermögen
Viele Untersuchungen lassen sich bei Tieren nur in einer entspannten, vertrauensvollen Atmosphäre durchführen. Gerade bei den ersten Besuchen mit Hunde- oder Katzenwelpen werden hier die Weichen für eine „gute
Zusammenarbeit“ gestellt. Beurteilen Sie, was der Tierarzt unternimmt,
um Ihrem kleinen Petzi den Aufenthalt angenehm und zu einem Erlebnis zu
machen. Bei den ersten Besuche beim Tierarzt werden häufig vor allem
Vorsorgeuntersuchungen vorgenommen, die für den Patienten weder mit
Schmerzen noch mit Unannehmlichkeiten verbunden sind. Dies muß Ihr
Tierarzt für sich nutzen können, damit Ihr Tier beim nächsten Mal mit
Freuden wiederkommt. Auch eine Impfung sollte Ihr Tierarzt ohne
bleibenden seelischen Knacks bei Ihrem Tier hinbekommen. Wenn Ihr Tier
schon bei diesen Untersuchungen keinen Spaß hat, wird es sich auch
später verkrampfen und die diagnostische Arbeit erschweren. Ihr Tierarzt
sollte das wissen. Schauen Sie ihm ruhig auf die Finger.
Eine besondere Rolle kommt hierbei den Helferinnen zu. Natürlich können Sie erwarten, daß sie Ihnen gegenüber am Telefon oder auch in der Sprechstunde höflich und hilfsbereit sind! Ebenso wichtig ist aber auch, daß die Helferinnen Ihr Tier verstehen, dessen Namen kennen und sich um das Wohlergehen des Patienten besorgen. Wenn sich niemand um Ihre Probleme sorgt, sollten Sie lieber wieder nach Hause gehen! Tierarzthelferinnen haben einen recht komplexen Job: neben den direkten Ansprechpartnern für Ihr Tier und für Sie obliegt ihnen die gesamte Organisation der Praxis, gleichzeitig sind sie für die Hygiene und Sauberkeit der Praxis, die gute Laune, die Wärme des Kaffees, den Medikamentenein- und -verkauf, die Buchführung, die
Terminplanung, das Blumengießen und tausend andere Sachen
verantwortlich. Wer einen solchen Job ausübt und dann auch noch mit den
Tierschicksalen fertigwerden kann, die machmal ganz schön an die Nieren
gehen können, der ist ein absoluter Tiernarr und Tiermedizinfreak, sonst
hält er den Streß, die vielen Überstunden und die schlechte Bezahlung
nicht aus! Für Sie als Kunde ist jedoch wichtig: wenn Sie im
Sprechzimmer sind, sind Sie die Hauptperson, Ihr Tier der König und die
anderen Probleme dürfen Sie noch nicht einmal erahnen. Sollte dem
Mädchen dieser Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit gelingen, geben
Sie ihm ein Trinkgeld, wenn nicht, erkennen Sie aber das Bemühen, dann
hat es vielleicht nur Muskelkater vom vielen Spagat. Lassen Sie sich
dann beim nächsten Mal einen Termin zu einer erwartungsgemäß ruhigen
Zeit geben. Herrscht dann immer noch Chaos - goodbye!
Preis-Wert
Ein paar Worte zu den Preisen: Ich kann verstehen, daß manche Tierärzte das Feilschen überhaben. Niemand macht es Spaß, seinen Wert nur nach den Sonderangeboten bemessen zu sehen. Andererseits sollen Sie auch nicht mit der Ungewißheit zum Tierarzt gehen, nicht zu wissen, ob Sie sich die Therapie leisten können. Es ist nun mal gerade so, daß tierärztliche Leistungen nicht zu den Dingen des alltäglichen Lebens gehören und deshalb auch niemand einschätzen kann, was sie wert sind. Erkundigen Sie sich, mit welchen Zahlungsmitteln Sie Ihrem Tierarzt kommen können: viele Praxen akzeptieren Kreditkarten, Euroschecks oder buchen im Lastschriftverfahren von Ihrem Konto. Das hilft auch bei unvorhergesehenen Besuchen. Wenn Sie schon Preise vergleichen wollen, dann lassen Sie sich aber auch erklären, was alles darin enthalten ist. Eine Operation kann für 300 € angeboten werden - ohne Untersuchung, ohne Narkose (!) und ohne Nachbehandlung -
oder für 500 €, dann aber komplett. Was die Operation ohne Narkose
kostet, interessiert Sie aber überhaupt nicht! Es würde Sie schon eher
interessieren, wie die Narkose durchgeführt wird, wie sie vorbereitet
und wie sie überwacht wird. Die Preise der Tierärzte hängen in vielen
Dingen vom verwendeten Material ab. Viele Bedarfsartikel stammen
idealerweise aus der Humanmedizin und sind entsprechend teuer. Ein
Tierarzt, der hier spart, spart eventuell an der Qualität seiner Arbeit
um den Preis des günstigsten Angebots. Das ist nicht Ihr Mann! Sehen Sie
zu, daß die Leistung im Vordergrund steht, achten Sie aber auch darauf,
daß die Preisfindung nachvollziehbar bleibt. Ein Arzt, bei dessen
Preisen grundsätzlich eine Null an der letzten Stelle vor dem Komma
steht, kann unmöglich genau gerechnet haben. Eher schon schnell
geschätzt. Bleibt die Frage, ob er auf- oder abgerundet hat. Ich halte jede Wette, er hat aufgerundet!
Klinik oder Kleinbetrieb?
Wie groß muß eine Praxis sein, damit Sie fachlich qualifizierte Arbeit erwarten können? So groß, daß Ihr Hund, Sie und Ihr Tierarzt sich noch gleichzeitig in einem Raum aufhalten können. Größe sagt nichts über Qualität aus, nur über Mietpreise. Natürlich muß ein Minimum an Equipment dasein, um eine vernünftige Arbeit zu gewährleisten. Wichtig ist dabei immer, daß Ihr Tierarzt in der Lage ist, eine exakte Diagnose zu stellen, bevor er mit der Therapie beginnt. Therapien kann man in Büchern nachschlagen, Diagnosen nicht. Das ist die eigentliche Leistung eines Arztes. 90 qm reichen, um die erlesensten diagnostischen Hilfsmittel in Reichweite aufzubauen. Achten Sie also lieber darauf, ob Ihr Tierarzt mit seinen Geräten auch umgehen kann und damit zu einer definitiven Diagnose gelangt.
Es gibt aber aus meiner Sicht auch Tierarztpraxen, die doch eher zu klein sind, um eine ausreichende Palette an tierärztlichen Dienstleistungen zu bieten. Eine solche stelle ich Ihnen hier exemplarisch vor:
Bemerkung vom Autor: Wenn im Folgenden von Tierärzten die Rede ist, so können das natürlich auch Tierärztinnen sein! Wenn im Folgenden von Tierarzthelferinnen die Rede ist, so können das natürlich auch Männer sein! Das alte Rollenspiel ist ja sowieso längst überholt: Die allermeisten neueröffneten Tierarztpraxen werden übrigens von Tierärztinnen geleitet -
Die Unsicherheit
Mit den Tierärzten ist es wie mit den Menschenärzten auch. Wenn Sie zum erstenmal hingehen, wissen Sie eigentlich nicht genau, was Sie erwartet. Außerdem haben es Ärzte wie keine zweite Berufsgruppe so an sich, daß sie die Qualität ihrer Leistung nicht im Vordergrund präsentieren: Es ist gar nicht so leicht, herauszubekommen, ob Sie einen Guten oder einen Schlechten erwischt haben. Um auch gleich einmal mit einem weit verbreiteten Irrtum aufzuräumen: Die niedergelassenen Tierärzte in Deutschland haben weder in der Ausbildung noch in der Ausstattung und Arbeitsweise einen einheitlichen Qualitätsstandard. Es sind im wahrsten Sinne des Wortes Freiberufler. Während Sie in der einen Praxis ein hohes Ausbildungsniveau mit Spezialisierung auf internationaler Ebene und einen nahezu humanmedizinischen Standard geboten bekommen (teilweise auch deutlich darüber hinaus), haben Sie es in der nächsten Praxis um die Ecke möglicherweise mit einem Praktiker zu tun, der sein "Handwerk" in Bulgarien gelernt hat und demzufolge im Studium von Hund und Katze so gut wie nichts gelernt hat. Viele Tierärzte lernen auch während ihrer Assistenzzeit das Pfuschen und benutzen danach Spritzen gleich mehrmals, kombinieren inkompatible Impfstoffe, sparen sich die (teuren) sterilen Handschuhe und schrauben Ihrem Tier gebrauchte Implantate ein, nähen mit unsterilen Fäden und tragen dabei keinen Mundschutz.
Die meisten Tierärzte gewinnen neue Kunden durch Mundpropaganda: Hundebesitzer tauschen ihre Erfahrungen beim gemeinsamen Spaziergang aus, Katzenbesitzer fragen ihre Nachbarn um Rat. Und gleich hier wird es aber auch schon heikel: Erfreulich für den Berufsstand: die meisten Tierbesitzer sind mit ihrem Tierarzt zufrieden: von fünf verschiedenen Hundehaltern werden Sie vermutlich auch zu fünf verschiedenen Tierärzten geschickt. Fragen Sie auch nicht, ob der betreffende Tierarzt nett ist! Nett sind sie alle! Wer den ganzen Tag seinem Hobby nachgehen kann und mit putzigen Kreaturen zu tun hat, der ist nett. Garantiert! Auch das ist kein Unterscheidungsmerkmal. Fragen Sie doch gleich mal praktischer: sind die Helferinnen nett? Kann ich bequem parken? Sind die Sprechzeiten so gestaltet, daß ich auch neben Beruf und Kinderbetreuung noch ausreichend Zeit für einen Besuch habe? Und vor allem: Funktioniert das Terminsystem? Während Sie im Wartezimmer sich noch nett mit den anderen Tierbesitzern unterhalten können und dabei einen Kaffee trinken, muß Ihr Kätzchen in einer engen Box hocken und sich fürchten. Faustregel: je größer das Wartezimmer, umso länger die Wartezeiten, denn: keiner baut ein Wartezimmer, das er gar nicht braucht.
Und schauen Sie ins Internet: Machen Sie sich schlau über die Praxis und ihre Qualitätsansprüche. Werden die oben beschriebenen Mißstände konkret aufgegriffen oder diskret verschwiegen? Noch einmal: ein einheitliches Qualitätsniveau gibt es in Deutschland nicht!
Das wirklich Wichtige
Für mich als Tierarzt, der ich die Problematik ja gewissermaßen von links herum betrachte, stellt sich die Situation so dar: Zunächst einmal brauchen Sie einen Tierarzt für die Alltagssorgen und „das übliche“. Das wichtigste daran ist, daß Sie ihn bequem erreichen können, z.B. auch, wenn Ihr Hund mal in eine Scherbe getreten ist. Das machen Hunde aber selten von 15.00 bis 17.00 Uhr, sondern grundsätzlich dann, wenn Ihr Mann gerade mit dem Auto die Kinder vom Schwimmunterricht abholt. Nähe zum Tierarzt ist für mich das wichtigste Argument. Außerdem erleichtert es oftmals die Diagnose und auch den Umgang miteinander, wenn der Tierarzt die Örtlichkeiten kennt. Sie können heutzutage von einer modernen Tierarztpraxis erwarten, daß Ihr Tierarzt sich ein intensives Spezialwissen über Hunde, Katzen und Kleintiere angeeignet hat und auch vermeintlich exotische Fragen (was muß ich beachten, wenn ich mein Kaninchen mit nach Griechenland nehmen will?, mein Hamster beknabbert sein Rad!, meine Katze pinkelt über den Rand vom Katzenklo!, u.s.w.) beantworten kann. Andererseits müssen Sie in Kauf nehmen, daß er von Rindviechern beispielsweise nur das Grundwissen parat hat. Was soll´s! Haben Sie etwa Rinder?
Sie können auch erwarten, daß Ihr Tierarzt darüber hinaus seine Grenzen kennt und Sie in wirklichen Spezialangelegenheiten an die entsprechenden Kollegen überweist. Im Kölner Raum sind wir gut genug mit Spezialisten „bestückt“. Ein Zahnspezialist ist dabei ein Fachtierarzt mit der Zusatzausbildung Zahnheilkunde und nicht etwa einer, der samstags morgens mit seinem Zahnarzt golft. Je mehr Spezialist ein Tierarzt von allem Möglichen sein will, umso kritischer sollten Sie das sehen: Steht die Spezialisierung auch vorne vor der Praxis auf dem Schild? Denn nur Tierärzte, die vor ihrer Kammer eine Prüfung nach ihrer (oft mehrjährigen) Spezialisierung abgelegt haben, dürfen diesen Titel dann auch "im Schilde" führen. Der Kniespezialist, von dem Ihnen Ihr Nachbar erzählt, hat dagegen eventuell nur ein paar Vortäge zum Thema gehört und dafür ein Wochenende in Baden-
Vertrauen ist gut ...
Der zweite wichtige Punkt -
Mit Einfühlungsvermögen
Viele Untersuchungen lassen sich bei Tieren nur in einer entspannten, vertrauensvollen Atmosphäre durchführen. Gerade bei den ersten Besuchen mit Hunde-
Eine besondere Rolle kommt hierbei den Helferinnen zu. Natürlich können Sie erwarten, daß sie Ihnen gegenüber am Telefon oder auch in der Sprechstunde höflich und hilfsbereit sind! Ebenso wichtig ist aber auch, daß die Helferinnen Ihr Tier verstehen, dessen Namen kennen und sich um das Wohlergehen des Patienten besorgen. Wenn sich niemand um Ihre Probleme sorgt, sollten Sie lieber wieder nach Hause gehen! Tierarzthelferinnen haben einen recht komplexen Job: neben den direkten Ansprechpartnern für Ihr Tier und für Sie obliegt ihnen die gesamte Organisation der Praxis, gleichzeitig sind sie für die Hygiene und Sauberkeit der Praxis, die gute Laune, die Wärme des Kaffees, den Medikamentenein-
Preis-
Ein paar Worte zu den Preisen: Ich kann verstehen, daß manche Tierärzte das Feilschen überhaben. Niemand macht es Spaß, seinen Wert nur nach den Sonderangeboten bemessen zu sehen. Andererseits sollen Sie auch nicht mit der Ungewißheit zum Tierarzt gehen, nicht zu wissen, ob Sie sich die Therapie leisten können. Es ist nun mal gerade so, daß tierärztliche Leistungen nicht zu den Dingen des alltäglichen Lebens gehören und deshalb auch niemand einschätzen kann, was sie wert sind. Erkundigen Sie sich, mit welchen Zahlungsmitteln Sie Ihrem Tierarzt kommen können: viele Praxen akzeptieren Kreditkarten, Euroschecks oder buchen im Lastschriftverfahren von Ihrem Konto. Das hilft auch bei unvorhergesehenen Besuchen. Wenn Sie schon Preise vergleichen wollen, dann lassen Sie sich aber auch erklären, was alles darin enthalten ist. Eine Operation kann für 300 € angeboten werden -
Klinik oder Kleinbetrieb?
Wie groß muß eine Praxis sein, damit Sie fachlich qualifizierte Arbeit erwarten können? So groß, daß Ihr Hund, Sie und Ihr Tierarzt sich noch gleichzeitig in einem Raum aufhalten können. Größe sagt nichts über Qualität aus, nur über Mietpreise. Natürlich muß ein Minimum an Equipment dasein, um eine vernünftige Arbeit zu gewährleisten. Wichtig ist dabei immer, daß Ihr Tierarzt in der Lage ist, eine exakte Diagnose zu stellen, bevor er mit der Therapie beginnt. Therapien kann man in Büchern nachschlagen, Diagnosen nicht. Das ist die eigentliche Leistung eines Arztes. 90 qm reichen, um die erlesensten diagnostischen Hilfsmittel in Reichweite aufzubauen. Achten Sie also lieber darauf, ob Ihr Tierarzt mit seinen Geräten auch umgehen kann und damit zu einer definitiven Diagnose gelangt.
Es gibt aber aus meiner Sicht auch Tierarztpraxen, die doch eher zu klein sind, um eine ausreichende Palette an tierärztlichen Dienstleistungen zu bieten. Eine solche stelle ich Ihnen hier exemplarisch vor:
Nach der zu
kleinen Tierarztpraxis gleich die nächste Frage: gibt es auch zu große?
Brauchen Sie eine Tierklinik? Was überhaupt ist eine Tierklinik? Ein von
einem Fachtierarzt geleitetes Tierhotel. Von modernen Tierarztpraxen
unterscheiden sich die Kliniken in Dingen der Ausstattung oftmals kaum,
auch beim Praktiker um die Ecke finden Sie heutzutage ein Röntgengerät,
Zahnabteilung, Gelenkschirurgie, EKG und die Möglichkeit, Patienten
stationär zu überwachen. Kliniken sind aber häufig wesentlich geräumiger
und haben immer mehr Personal, um auch nachts einsatzbereit zu sein.
Dadurch leider auch höhere Kosten. Achten Sie darauf, daß diese Kosten
nicht durch übertriebenen stationären Aufenthalt und diagnostischen
Aufwand auf Sie abgewälzt werden. Mein Rat: lassen Sie sich in die
Klinik überweisen, wenn Ihr Tierarzt das für nötig hält. Er hat
ausserdem den Überblick, den besten Spezialisten für den Job
auszuwählen.