Wie steht`s bei uns mit Schüssler - Salzen? - Der Blog der Kleintierpraxis am Westring - Kleintierpraxis am Westring

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Wie steht`s bei uns mit Schüssler - Salzen?

Kleintierpraxis am Westring
Herausgegeben von in Meinung ·
Die Antwort heißt: ganz schlecht. Um zu erklären, weshalb, müssen wir vielleicht ein wenig weiter ausholen. Wie auch bei meiner Ausführung zum Thema Homöopathie möchte ich zuerst einmal auf einen Artikel in der freien Ezyklopädie "Wikipedia" hinweisen, den ich auszugsweise zitiere, und den Sie gerne auch noch einmal vollständig nachlesen können. Das möchte ich Ihnen ausdrücklich empfehlen.

"Der homöopathische Arzt Wilhelm Heinrich Schüßler (1821–1898) veröffentlichte in der Allgemeinen Homöopathischen Zeitung 1873 den Artikel „Eine abgekürzte Homöopathische Therapie“, in dem er eine Therapieform namens „Biochemische Heilweise“ vorstellte. Seine Abkürzung bestand darin, dass er statt der etwa tausend Mittel in der Homöopathie nur zwölf Salze, „Schüßler-Salze“ genannt, zur Therapie fast aller Krankheiten für ausreichend hielt."

Diese Abhandlung ist  knapp 16 Seiten lang und ist so ziemlich das Einzige, was Schüssler zu seinem Werk an Grundsätzlichen veröffentlicht hat. Seine Ideen entsprangen der Feststellung, daß in seinen Experimenten unterschiedliche Gewebe unterschiedliche Mineralstoffgehalte aufwiesen. Eine absolute Banalität aus heutiger Sicht also. Schüsslers Theorien waren heftiger Kritik vor allem der Homöopathen selbst ausgesetzt. Den heutigen Homöopathen hingegen ist dieser Urstreit herzlich egal. Sie verwenden in der Regel beide Therapieformen parallel oder auch kombiniert in sog. Komplexmitteln.

"Er nahm an, dass Krankheiten zu einem großen Teil auf der Grundlage eines „gestörten Mineralhaushaltes“ entstehen, wobei das Fehlen eines bestimmten Minerals den gesamten Stoffwechsel beeinträchtige."
"Die Mittel werden nach homöopathischer Verfahrensweise durch Schütteln, Reiben oder Zerkleinern verdünnt und haben entsprechende Verdünnungsbezeichnungen:...Die Salze sind in der Regel D6 = 1:1.000.000 oder D12 = 1:1.000.000.000.000 verdünnt."


In einer Literflasche Mineralwasser sind durchschnittlich ca. 1.000 mg gelöste Mineralstoffe. Die Schüssler - Salze sind in der Verdünnung D6 so gering dosiert, daß Sie eineTonne (1.000 l) Schüssler - Verdünnung trinken müssten, um auch nur auf die Mineralsalz - Menge eines normalen Mineralwassers zu kommen. Das wären dann 4.000.000.000.000 Tabletten auf einmal. Na denn Prost! Von einer Substitutionstherapie kann man da nicht reden. Nach Ansicht Schüsslers stellt aber gerade diese irrwitzige Verdünnung den Effekt sicher! Diese Theorie der Potenzierung hat er von seinem Zeitgenossen Hahnemann übernommen. Sie widersprach auch damals schon dem gängigen naturwissenschaftlichem Weltbild, z.B. daß Wasserfarbe durch Verdünnen heller wird und nicht dunkler. Auch durch extrem starke Verdünnung erhält die Wasserfarbe nicht die Potenz, besser zu färben, oder auch nur dazu beizutragen, die Farbe zu erhalten. Verwässert ist verwässert. Bis heute hat sich daran nichts geändert.

"Zur Anzahl der Tabletten pro Tag gibt es verschiedene Ansätze. Ein Teil der Heilpraktiker empfiehlt eine Dosierung von etwa drei bis sechs Stück pro Tag von nur zwei bis drei verschiedenen Schüßler-Salzen, der andere Teil wiederum empfiehlt auch mehr verschiedene Salze und höhere Dosen bis insgesamt etwa 150 Pastillen pro Tag...Die Ansicht, dass die Verwendung großer Mengen Schüßler-Salze einen Mineralstoffmangel besser beheben könne als die Verabreichung nur weniger Tabletten pro Tag, steht allerdings im Widerspruch zu der Tatsache, dass bei der Potenz D6 selbst tausend Tabletten immer noch weniger als ein Milligramm des zugrundeliegenden Minerals enthalten."

Nach Ansicht vieler Schüssleraner sollten mehr als drei Salze gleichzeitig nicht eingesetzt werden, damit der behandelte Organismus nicht durcheinandergebracht wird und dann vielleicht nicht mehr weiß, was er selbstregulieren soll. Eine einigermaßen wissenschaftliche Grundlage für diese Theorie gibt es allerdings auch wieder nicht.


Bis zum Anfang des neuen Jahrhunderts (also des 20. Jahrhunderts) waren Schüsslers Theorien vor allem bei Nicht - Ärzten, auch "Behandler" genannt, verbreitet, die sich in Vereinen zusammenschlossen. Die Leitlinien zur Behandlung bei Tieren stammen aus der gleichen Zeit. Das Buch wird noch heute unverändert herausgegeben. Die unzähligen Laienratgeber zur Selbstmedikation von Hund und Katze gehen allesamt auf diese Publikation zurück., die also schon weit über 100 Jahre alt ist. Neuere Forschung: Fehlanzeige, außer vielleicht:

"Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde die „Biochemie“ eine anerkannte Heilweise. Die „Krankenbehandler“, die bislang am Rande der Legalität praktiziert hatten, erhielten den Status von Heilpraktikern. Außerdem konnten erstmals mit staatlicher Billigung und Förderung Untersuchungen durchgeführt werden, in denen die behauptete Wirksamkeit „biochemischer“ Arzneimittel überprüft wurde. Solche Versuche fanden auch in den Konzentrationslagern Dachau und Auschwitz statt, unter Leitung des Reichsarztes SS Ernst-Robert Grawitz. Dabei wurden unter anderem künstlich herbeigeführte Fälle von Blutvergiftung und Malaria weitgehend erfolglos behandelt. Für die Häftlinge nahmen diese Experimente in den meisten Fällen einen tödlichen Ausgang."

Eine der Päpstinnen der Naturheilkunde, Dr. Heidi Kübler* schreibt 2009: "Die Biochemie nach Schüssler ist bis heute eine Therapieform der Erfahrensheilkunde geblieben. Es gibt keine wissenschaftlichen Untersuchungen über diese Therapieform... Zu über 90% wird diese Therapieform von Patienten in Selbstmedikation eingesetzt." Und in 2010: "Auch wenn es bis heute weder beim Menschen noch beim Tier wissenschaftliche Untersuchungen und Studien zur Biochemie nach Schüssler gibt, erlebt diese Therapieform seit etwa 10 Jahren eine ungeahnte Renaissance." Da war sie selbst ein wenig überrascht.

Während Schüssler selbst sich nicht scheute, seine Mittel auch bei schwersten Erkrankungen wie Typhus, Influenza oder Nierenentzündung anzuwenden, Natrium phophoricum bei Brustkrebs und Tuberkulose einsetzte, kommentiert Kübler  in gleicher Abhandlung, wobei man Schüssler Salze nicht anwenden soll: bei schweren akuten Erkrankungen, schleichend chronisch verlaufenden Erkrankungen mit irreversiblen Schädigungen, z.B. die chron. Niereninsuffizienz der Katze, die Hypothyreose des Hundes oder Diabetes mellitus, bei Fehl-, Mangel- oder Überernährung, Parasitenbefall. Ebensowenig bei infektiösen Erkrankungen, bei ansteckenden Erkrankungen, bei Organversagen.

Also da überall nicht. Wo denn dann?: bleibt ja nicht mehr viel! Von der ursprünglichen Idee Schüsslers bleiben da nur noch Bagatellerkrankungen übrig! Erkrankungen also, die der Selbstheilung unterliegen. Sagt eine der Verfechterinnen der Schüssler - Therapie! Immerhin sind sich die Schüsslerianer heute weitgehend einig darüber, daß die meisten Indikationen Schüsslers selbst auf diese Basisindikation zusammengestrichen werden müssen. Aus der "abgekürzten homöopathischen Therapie" (s.o.)  ist also eine stark zusammengestrichene Begleitmedikation von Bagatellerkrankungen geworden.

Um es noch einmal deftig zu formulieren: Was von selbst heilt, bedarf eigentlich keiner Unterstützung. Umgekehrt: Bei Selbstheilung haben auch völlig unwirksame Medikamente eine oft verblüffende Wirkung. Ein Beispiel sei die oft genommene Cola bei Magenverstimmung. Haben Sie bestimmt schon mal von gehört: Cola und Salzstangen. Eine irrwitzig unsinnige Kombination, trotzdem immer wieder gern genommen. Haben Sie auch schon einmal probiert: hat geholfen, gelle? Sie sehen: was von selbst heilt, kann auch durch die irrwitzigste Therapie nicht aufgehalten werden.

Es gilt das gleiche, was wir Ihnen auch bei der Homöopathie erzählt haben: Wir werden Ihnen keine (kostenpflichtige) Therapie anbieten, bei der Sie und Ihr Tier an die Wirkung glauben müssen.

"Schüßler-Salze haben keinerlei wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung. Die Stiftung Warentest kommt zu dem Urteil: „Biochemie nach Schüßler ist zur Behandlung von Krankheiten nicht geeignet.“ Der Professor für Alternativmedizin Edzard Ernst urteilt: "Die Behandlungskostenübernahme durch einige deutsche Krankenkassen ändert nichts daran, dass diese „Therapie“ als eine nicht wirksam bewertete Behandlung einzustufen ist" "

*Dr. Heidi Kübler: "Biochemie nach Schüßler für Hund und Katze" in: Kompendium Kleintier 2009, S. 28 - 31, Enke Verlag., sowie "Biochemie nach Schüßler - auch für Tiere"in: WDT news 3/2010, S. 10 - 12,  WDT-Marketing.




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