Überfordern Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren das Immunsystem?
Die Antwort: nein.
Die Idee, dass zu viele Impfungen zu einem Zusammenbruch des Immunsystems führen, wird auch von einigen Tierärzten immer wieder angeführt.
Im Gegensatz zum Menschenbaby bekommen Hunde- und Katzenwelpen nur relativ wenige Antigene in ihren Kombiimpfstoffen. Bei der Wohnungskatze etwa sind das je 4 Antigene in 2 - 3 Impfungen, beim Hund sind dies je 7 Antigene in 2 - 3 Impfungen.
Im Gegensatz zum Menschenbaby bekommen Hunde- und Katzenwelpen nur relativ wenige Antigene in ihren Kombiimpfstoffen. Bei der Wohnungskatze etwa sind das je 4 Antigene in 2 - 3 Impfungen, beim Hund sind dies je 7 Antigene in 2 - 3 Impfungen.
Ganz anders beim Menschen:
Die Zahl der Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren ist in den letzen drei Jahrzehnten stark angestiegen. In Deutschland erhalten die Kinder insgesamt neun Impfstoffe gegen zwölf Krankheiten, in den USA sind es sogar zehn Impfstoffe gegen 14 Krankheiten.
Die Zahl der Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren ist in den letzen drei Jahrzehnten stark angestiegen. In Deutschland erhalten die Kinder insgesamt neun Impfstoffe gegen zwölf Krankheiten, in den USA sind es sogar zehn Impfstoffe gegen 14 Krankheiten.
Vielen Eltern ist dies instinktiv zu viel, und die Impfquote ist in einigen Bevölkerungskreisen zuletzt gesunken. Die Bedenken betreffen unter anderem eine mögliche Überforderung des Immunsystems. Könnte es vielleicht sein, dass ein derart mit Impfungen beschäftigtes Immunsystem andere Krankheiten übersieht?
Immerhin machen alle Eltern die Erfahrung, dass ihre Kinder regelmäßig mit Erkältungen und Fieber im Bett liegen und unter Mittelohrentzündung, Atemwegserkrankungen, Durchfällen und Pseudokrupp leiden. Könnte dies vielleicht an den vielen Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren liegen?
Jason Glanz von Kaiser Permanente in Aurora/Colorado und Mitarbeiter haben hierzu die Daten der Vaccine Safety Datalink analysiert. Es handelt sich um eine Gruppe von sechs Krankenkassen, die im Auftrag der US-Centers for Disease Control and Prevention epidemiologische Studien zur Impfstoffsicherheit durchführt. Über die sechs Krankenkassen waren in den Jahren 2003 bis 2013 etwa eine halbe Million Kinder versichert. In insgesamt 47.061 Fällen wurden Kinder im Alter von 24 bis 47 Monaten, also nach Abschluss der Impfungen, wegen einer nicht durch die Impfung abgedeckten Infektion in einer Notfallambulanz oder in einem Krankenhaus behandelt.
Die Kinder, die wegen Infektionen in Ambulanz oder Krankenhaus behandelt wurden, hatten im Durchschnitt insgesamt 240 Antigene erhalten. Bei den Kindern der Kontrollgruppe, die nicht wegen Infektionen in Ambulanz oder Krankenhaus behandelt wurden, waren es 242,9 Antigene.
Die Kinder, die wegen Infektionen in Ambulanz oder Krankenhaus behandelt wurden, hatten im Durchschnitt insgesamt 240 Antigene erhalten. Bei den Kindern der Kontrollgruppe, die nicht wegen Infektionen in Ambulanz oder Krankenhaus behandelt wurden, waren es 242,9 Antigene.
Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen von 2,3 Antigenen war minimal und bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von -10,1 bis 5,4 minimal. Glanz schließt daraus, dass Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren nicht zu einem Anstieg der Infektionen führt, die durch andere Krankheitserreger ausgelöst werden. Einen Hinweis auf eine Überforderung des Immunsystems durch die vielen Impfungen im Kindesalter konnte die Studie nicht finden.
Der Beitrag wurde im deutschen Ärzteblatt und im deutschen Tierärzteblatt 9/2018 veröffentlicht.