Bone & Raw Feeding oder Biologisch Artgerechte Rohfütterung
Es ist ohne Weiteres möglich, ausgewachsene Hunde mit selbst zusammengesetzten Rationen ausgewogen zu ernähren.
Welpen generell und Katzen speziell seien hier zunächst ausgenommen. Soviel sei vorausgeschickt.
BARFen ist die verantwortungvollste Art der Ernährung für Ihren Hund, denn: alle Verantwortung, ob der Hund artgerecht und ausgewogen ernährt wird, tragen Sie selbst! Sind Sie dazu bereit? Dann mache ich Sie hier mit einigen Vor- und Nachteilen des BARFens bekannt.
These Nr. 1: BARFen ist kompliziert und zeitaufwendig Aus meiner Sicht wird der Nachteil, dass BARF nicht einfach aus einem Karton zu schütten ist, dadurch ausgeglichen, daß man sich als Hundebesitzer viel intensiver damit beschäftigt, was der Hund zu sich nimmt. Das erworbene Wissen kann letztendlich nicht schaden.
These Nr. 2: Industriefutter ist schädlich Unbenommen ist, dass industriell hergestelltes Tierfutter große Mengen Getreide enthält, zumindest kurzfristig hoch erhitzt wurde und allerlei Futterzusätze enthalten kann, die teilweise nicht natürlichen Ursprungs sind. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es jedoch keine ernstzunehmende Studienlage, die darlegt, dass Tiere dadurch Schaden nehmen. Im Gegenteil: Die Ernährungswissenschaftler sind sich weltweit einig, welche Anforderungen an ein Tierfutter zu stellen sind und das auf wissenschaftlicher Basis. Die Futtermittelindustrie erfüllt diese Anforderungen weitestgehend. Eine gute Alternative zur selbstgemachten Ration mit einer sehr offenen Deklaration und der Beschränkung auf natürliche Nährstoffquellen in einer Qualität, die man auch für die eigene Ernährung wünschen würde, bietet das Futter von VetConcept. These Nr. 3: BARF ist eine natürlichere Ernährungsform Hier streiten sich die Geister: Ob naturbelassen natürlicher ist, dafür gibt es Pros und Contras: Mensch und Hund haben eine lange Zeit der Domestizierung hinter sich und seit der Zeit der Neandertaler wird gekocht. Därme gewöhnen sich an so etwas. Viele unserer Haushunde, allen voran der Deutsche Schäferhund leiden an einer Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse und brauchen förmlich aufgeschlossene, mithin gekochte Nährstoffe. Andererseits gehen durch das Kochen oder die Hitzebehandlung bei der Herstellung industriellen Tierfutters wiederum Nährstoffe verloren, die hinterher zugesetzt werden müssen. Deshalb die teillweise unübersichtlichen Zutatenlisten auf den Futtersäcken. These Nr. 4: Selbst zubereitet ist auch ausgewogen Ganz sicher nicht! Selbst zusammengestellte Rationen, die wir haben kontrollieren lassen, waren grundsätzlich bisher immer fehlerhaft. Die häufigsten Fehler: zu hohe Energiezufuhr, zu hoher oder zu geringer Proteinanteil, zu geringe Calciumversorgung, zu hoher Phosphorgehalt, Mangel an Spurenelementen wie Zink, Jod, Mangan und Kupfer, ungeeignete Futterkomponenten wie z.B. roher Fisch (deaktiviert Vitamin B1) oder rohes Ei (deaktiviert Biotin), schlecht verdauliche Futterkomponenten wie z.B. rohe Kartoffel oder rohe Hülsenfrüchte sowei ungeeignete Calcium-Quellen, wie Hüttenkäse oder Quark. These Nr. 5: BARF ist gesundheitlich unbedenklich Wenn Sie vom Metzger kaufen: eingeschränkt ja. Das Problem fängt dort an, wo BARF zu einer Handelsware wird. Eine gründliche Lebensmittelüberwachung gibt es nur dort, wo Lebensmittel für den menschlichen Verzehr in Verkehr gebracht, sprich: verkauft werden. Ist Fleisch ausdrücklich als nicht für den menschlichen Verzehr deklariert, also beispielsweise als Tierfutter, greift die Lebensmittelüberwachung nur noch eingeschränkt. Also Vorsicht.
Grundsätzlich gilt: Rohkost ist eine Quelle von bakteriellen Erkrankungen, Salmonellen können sehr wohl Hundedärme besiedeln und Hunde sind stumme Dauerausscheider. Dass Salmonellen von dem sauren Magensaft des geBARFten Hundes abgetötet werden, ist eine Mär, die jedes Veterinärlabor widerlegen kann. Kotprobe genügt. Hunde erkranken selten an Salmonellose, scheiden die Keime aber wochenlang aus und übertragen diese auf Familienmitglieder. UngeBARFte Omas oder Kleinkinder sind aber sehr viel anfälliger als Hunde. Andere bakterielle Erreger in diesem Zusammenhang sind E. coli, Clostridien und Campylobacter. Überlegen Sie deshalb, ob Sie Ihr Tier grundsätzlich roh füttern möchten, bloß, weil Ihnen selbsternannte Fachleute im internet dazu raten. Tierärzte - auch wir - würden immer dazu raten, das Futter vor dem Füttern kurz zu erhitzen.
Rohkost ist eine Quelle parasitärer Erkrankungen, von der Giardiose über die Cryptosporidien bis hin zu Rundwürmern, Bandwürmern und Trichinellen. Aus diesem Grund ist eine engere Überwachung der parasitären Ausscheidung bei geBARFten Tieren erforderlich, denn Parasitosen sind Zoonosen, heißt: Tiere stecken Menschen an. These Nr. 6: BARF-Hunde leben gesünder und länger Das ist der Hauptbeweggrund für die BARF-Fütterung und gleichzeitig der am schwierigsten zu beantwortende. Zu allererst: BARF gibt es noch nicht so lange, dass wir wirklich schon Langzeiterfahrungen damit haben. Wissenschaftliche Studien werden dadurch erschwert, dass Hunde häufig nur einen recht kurzen Teil ihres Lebens mit BARF ernährt werden. Hinzu kommt: Die Lebenserwartung von Wölfen ist kürzer als die von Hunden, dafür sind Wölfe aber in ihrem kurzen Leben sehr lange sehr fit. Es könnte also sein, dass die fleischdominierte Nahrung den Hund schnell fit und leistungsfähig macht, aber dafür kürzer leben lässt. Umso mehr kommt es auf die ausgewogene Zusammensetzung der Ration an. These Nr. 7: BARF macht Hunde schlank Stimmt! Das ist immer das erste, was wir beim BARFen feststellen: der Hund nimmt ab. Vermutlich liegt das daran, dass die BARF-Nahrung weniger Fett und Kohlenhydrate enthält. Achten Sie aber unbedingt darauf, dass die Ration ausgewogen ist. mangelernährung macht auch schlank, aber nicht gesund.
These Nr. 8: BARF muss nicht ausgewogen sein Muss sie doch! BARF-Rationen, die uns vorgestellt werden, enthalten in der Regel keine große Varianz, heißt: Mängel werden nicht an anderer Stelle wieder ausgeglichen. Die Realität widerlegt hier den Anspruch der BARF-Befürworter. Wenn Sie sich für BARF entscheiden, stellen Sie sich der Verantwortung, für Ihren Hund alle Nahrungserfordernisse uneingeschränkt erfüllen zu müssen. Eine andere Nahrungsquelle als Sie hat er nicht.
These Nr. 9: BARF macht glücklich Aus meiner Sicht: ja. Hunde lieben eine fleischbasierte Ernährung, haben aber leider den Hang, die Kräuterzugaben liegenzulassen. Hundebesitzer erwerben ein hohes Maß an Hunde- und Ernährungswissen und erleben ihre Verantwortung unmittelbar. Die Fütterung wird zu beiderseitigem Erlebnis. Die Gefahr: Ernährung sollte nicht die wichtigste Art der Beschäftigung mit dem Hund sein. Spielen, Sozialkontakte und Zuwendung ohne Kalorien sind viel wichtiger.
These Nr. 10: das BARF-Profil gibt Sicherheit tut es nicht. Im Gegenteil: Blutwerte sind im Allgemeinen nur in außergewöhnlich schweren Fällen dazu geeignet, Fehlernährungen aufzuspüren. Über verschiedene Regelkreise versucht der Organismus so lange wie möglich, den Stoffwechsel zu optimieren. Fehlt zum Beispiel Calcium im Futter, dann werden zunächst die Körperreserven aufgebraucht, um den Blutspiegel konstant zu halten. Ergo zeigt eine Bestimmung des Calciums im Blut auch erst spät einen Mangel an. Ist zuviel Calcium in der Nahrung lagert der Körper das überschüssige Calcium in die Knochen und Gewebe ab oder scheidet es als Blasensteine wieder aus. Im Blut findet man wieder nur in Extremfällen etwas Pathologisches. Aus meiner Sicht hilft auch hier wieder eher, sich der Ausgewogenheit des Futters zu vergewissern, indem jemand mit studiertem akademischem Fachwissen die Ration nachrechnet. GeBARFte Tiere brauchen ein gutes tierärztliches Monitoring. Das besteht aber nur zum kleineren Teil aus dem BARF-Profil. Wichtiger sind die Rationsüberprüfung und die Überwachung des Ernährungszustandes.
Ernährungsphysiologie ist sehr kompliziert. Ernährungsphysiologie für Hunde noch komplizierter. Lassen Sie sich nicht weismachen, dass Sie Rationen selbst anhand von Tabellen nachrechnen können. Wer weiß schon den Jodgehalt von Rinderleber?
In meiner Praxis biete ich Ihnen eine Futterberatung und Rationskontrolle speziell für BARFer an. Das geht allerdings nur, wenn Sie uns detaillierte Angaben darüber machen können, was Sie bisher füttern (oder was Sie füttern möchten). Die Beratung selbst erfolgt in 2-3 Terminen: Am ersten Termin bespreche ich mit Ihnen die aktuelle Fütterung und untersuche Ihren Hund in Bezug auf Skelettentwicklung, Allergieentwicklung oder Futtermittelunverträglichkeiten, Haut- Leber-, Nieren-, Blasenerkrankungen, Darmerkrankungen und Körperindex. Am zweiten Termin bespreche ich mit Ihnen die Optimierung der Fütterung aufgrund Ihrer Fütterungsangaben und 2-3 Monate nach der Futterumstellung untersuche ich ihren Hund erneut.
In meiner Praxis halte ich eine Broschüre zum Thema vorrätig.
Knochen in der Hundefütterung
Das große Paradoxon: Hunde und Knochen
ich sage: Knochen gehören nicht in den Hund (ihr Hund mag das anders sehen, aber ich werde auch ihn überzeugen!), denn Knochen stellen im Hund nur Unsinn an und das fängt schon in der Mundhöhle an:
Mundhöhle: Knochen sind fast härter als Zahnschmelz: Kaut der Hund regelmässig Knochen, dann nutzt er seine Zähne zu stark ab. Das Resultat sind Zahnstummel ohne die spitze Schmelzkappe, bei denen die Pulpahöhle offenliegt. An dieser Stelle sehen wir oft eine deutliche Karies. Knochenkauen kann auch zu Frakturen der Backenzähne führen. Steinekauen übrigens auch. Das ist genausowenig erlaubt.
Zahnbeläge werden durch Knochenkauen auch nicht bekämpft: Knochen sind dazu viel zu wenig elastisch. Besser sind hier die speziellen Kauplatten, die wie ein Zahnpflegekaugummi funktionieren. Markknochen können auch schon mal am Zungengrund hängenbleiben und zu Erstickungsanfällen führen.
Hals: Hier ist der erste Engpass, an dem ein Knochen hängenbleiben kann: Auch hier sind wieder besonders die beliebten Markknochen die Sündenböcke: Ausgerechnet mitten in der Brusthöhle, wo der Tierarzt am schlechtesten drankommt, ist der engste Teil der Speiseröhre: wenn, dann bleiben unsere "Fremdkörper" dort hängen. Relativ schnell gibt es hier Drucknekrosen der Speiseröhre, will heißen: durch den Druck des eingeklemmten Knochenteils wird die Schleimhaut derart geschädigt, daß es zum Durchbruch und damit zur Vereiterung der Brusthöhle kommen kann. Außerdem kann Ihr Hund den Knochen auch "verschlucken": besonders kleine Knochenteile müssen öfters mit dem Endoskop aus den Bronchien herausgezogen werden. In einem solchen Fall ist Eile geboten: zu den enormen Hustenanfällen kann eine massive Atemnot kommt. Ein echter Notfall.
Magen: hat der Knochen den ersten Engpass passiert, ist erstmal wieder genug Platz: im Magen können die Knochen nach Herzenslust herumkollern. Besonders die zerbissenen oder scharfkantigen Anteile machen hier Schleimhautreizungen bis zur Gastritis. Auch die vergrabenen Knochen können Ärger machen: sie enthalten gasbildende Erdbakterien, die ordentliche Magen-Darminfektionen verursachen können. Selbst der größte Knochen wird jedoch im Laufe der Zeit von den Magensäuren zersetzt, wird bröselig und in diesem Stadium dann weitertransportiert.
Darm: der Darm ist ein vorsichtiges Organ: sogar Glassplitter werden manchmal im Darmkanal durchtransportiert, ohne daß Verletzungen auftreten. Deshalb sind die (leicht splitternden) Geflügelknochen auch für den Darm kein großes Problem (wie oft behauptet wird). Wohl aber für den Hals (siehe oben).
Die Knochenbrösel passieren den Darm, das einzige, was der Körper davon verwerten kann, ist das Calcium, also der Knochenkalk. Ein ungleichgewichtiges Angebot an Kalk in der Nahrung ist aber eher schädlich. So kann z.B. ein Überangebot zur Verkalkung der Wirbelsäule führen.
Im Enddarm endlich werden die Knochenreste zusammengebacken zu igelartig stacheligen Kotballen, die der Hund allein deshalb schon nicht freiwillig ausscheidet, weil das enorm schmerzhaft ist. So pressen die Patienten den Kot immer mehr und fester zusammen, der Enddarm (denn das ist seine eigentliche Aufgabe) entzieht den Kotballen weiterhin die Feuchtigkeit, sodaß zum Schluß eine zementfeste, bröselig, stachelige Masse den Darm verstopft. Das nennt der Tierarzt Koprostase, beobachtet es häufig am Sonntag (wenn samstag eine Grillparty lief) oder am zweiten Weihnachtstag (wenn der Hund sich an der Weihnachtsgans beteiligt hat). Koprostasen werden (unter Schmerzen) mit Klistieren gelöst, häufig hilft nur eine Narkose.
Alles in allem ist die Knochenfütterung also ein ziemlich unsinniges Unterfangen. Erklären Sie das Ihrem Hund, er wird sie verstehen. Vor allem, wenn Sie ihm statt dessen einen Kauknochen aus Büffelhaut anbieten. Der tut es genausogut, nur ohne die oben beschriebenen negativen Effekte.
Braucht ein Welpe Knochenkalk zu körperlichen Entwicklung? Meistens nicht, denn Welpenfutter enthält schon erhöhte Mengen an Calcium. Ob das Calcium jedoch auch da ankommt, wo es hin soll, nämlich in die Welpenknochen, ist in erster Linie abhängig vom Vitamin D. Knochenwachstumsstörungen sind also Vitamin-D und / oder Calcium-Mangelerkrankungen. Es nützt in diesen Fällen nichts, Knochen zu füttern. Denn in Knochen ist kein Vitamin D enthalten.
Ein zweites Problem sind Knochenwachstumsstöungen aufgrund eines Überangebotes an Phosphor. Da es unter Züchtern immer noch die Meinung gibt, daß ein Welpe pro Tag ein Kilo Fleisch braucht, um groß und stark zu werden, sieht man auch weiterhin diese durch eine übermässige Fleischfütterung entstandenen Wachstumsstörungen. Das gilt auch für die BARF-Ernährung, wenn diese nicht fachgerecht mit Calcium und Vitamin D supplementiert wurde. Auch hier würden wir vermutlich Ihrer Ration den Knochen entnehmen und durch Calciumkarbonat ersetzen. Denn Knochen enthalten nicht nur Calcium, sondern auch Phosphor. Besser ist es allemale, die Fleischgaben auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren, als auch noch Knochen hinterherzuwerfen. Die Zauberformel lautet:
ausgewogene Ernährung Gerne biete ich Ihnen eine Ernährungsberatung an. Hier können Sie sich erkundigen, ob das Futter, das Sie Ihrem Hund in den Napf geben, auch wirklich ausgewogen ist. Ausgewogen auch ohne Knochen. Denn der nächste Knochen wird nicht verbuddelt, sondern wandert gleich in den Müll. Versprochen?
Für Ihr Tier erwarten Sie zu Recht das Beste. Erwarten Sie das auch von uns! Beim Thema Gesundheit geht es ums Ganze. Deshalb machen wir keine halben Sachen. Und manchmal noch ein bißchen mehr.